Anforderungen & Anforderungsquellen

Zu Beginn eines jeden Projektes steht die Aufnahme der Anforderungen. Die Methodik (Agil vs. Wasserfall) spielt in der ersten Iteration eine untergeordnete Rolle und kommt in der nachfolgenden Projektphase zum Tragen. Wo kann man also starten?

Anforderungstypen

Zum Einstieg möchte ich kurz eine Auswahl an Anforderungstypen als notwendigen Input für die Wahl der Quellen beleuchten.

  • Architektonische Anforderungen
    … behandeln insbesondere die Themen System und Systemkontext. Architektonische Anforderungen münden häufig in Integrationen, die zur Vereinfachung hier nicht gesondert geführt werden.
  • Funktionale Anforderungen
    … behandeln Funktionalitäten des Zielsystems.
  • Nicht-funktionale Anforderungen
    … behandeln alle nicht-funktionalen Aspekte wie z.B. Qualität, Usability, Betrieb, Vertragsgestaltung, etc.
  • Anforderungen an Daten (und Datenqualität)
    … behandeln Anforderungen gegenüber Daten und Datenqualität. Ein sehr wesentlicher Aspekt, der in vielen Bereichen leider unterrepräsentiert ist.

Anforderungsquellen

Nun zum eigentlich spannenden Teil – woher erhalte ich verlässliche Anforderungen für die wesentlichen Anforderungstypen? Im Grunde liegen drei große Quellen vor, nämlich

  • Dokumente, 
  • Systeme,
  • Personen / Stakeholder

wobei man vor dem Hintergrund eines effektiven Einsatzes der eigenen Arbeitszeit als Requirements Engineers gut beraten ist, im Vorfeld der Erhebung eine Validierung der Quellen durchzuführen.

Bitte beachten Sie dabei, dass die folgende beispielhafte Aufstellung im konkreten Kontext anders aussehen wird.

Nr.AnforderungstypAnforderungsquellePrioritätBemerkung
1Architektonische AnforderungenDokumentehochInsbesondere Strategie- und Architekturdokumente und Richtlinien.
SystememittelDie Analyse der bestehenden Systemlandschaft beantwortet Fragen zu Integrationsthemen, birgt aber als ausschließliche Quelle das Risiko, dass man wesentliche Entscheidungen für die zukünftige Ausrichtung nicht berücksichtigt.
PersonenhochInsbesondere Entscheider bezüglich Architekturthemen.
2Funktionale AnforderungenDokumentemittelSystemdokumentation, Prozessdokumentation, auch z.B. Organisationscharts. Beschreiben den Ist-Zustand und ermöglichen das 'Einlesen'. Der Soll-Zustand kann nur bedingt entnommen werden (insb. für Themen, in denen keine Änderungen geplant sind).
PersonenhochDie Stakeholder (insb. spätere User & Entscheider) sind die eigentliche Quelle für die Anforderungen an den Zielzustand. In Kombination mit der Dokumentation des Ist-Zustandes lässt sich eine GAP Analyse durchführen.
SystemehochSysteme lassen sich untersuchen. Dies gibt Rückschlüsse auf Funktionalitäten wie auf enthaltene Daten, Bedienkonzepte, etc.
3Nicht-funktionale AnforderungenDokumentemittelGibt es dokumentierte Anforderungen an Oberflächen, Bedienkonzepte, den Betrieb des Systems, etc. ?
PersonenhochFür nicht-funktionale Anforderungen ist der Kreis der Personen, die Auskünfte geben können und sollten häufig größer als bei funktionalen Anforderungen.
SystemehochInsb. für Usability, Betrieb, Sicherheit, Technologien lohnt sich ein Blick in die bestehenden Systeme.
4Anforderungen an Daten und DatenqualitätDokumenteniedrigWenn Daten in Systemen wohnen erhält man einen aktuellen Stand auch dort. Dokumente (sofern überhaupt vorhanden) spielen dann meist eine eher untergeordnete Rolle.
PersonenmittelUser können beispielsweise Auskunft über Datenqualität geben.
SystemehochDie zu verarbeitenden Daten findet man im System selbst.

 

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Ein Kommentar auf “Anforderungen & Anforderungsquellen”

  1. […] Anforderungsquellen habe ich schon beschrieben – wie man Anforderungen deutlich und verbindlich dokumentiert bzw. […]

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